Die unverdaute Vergangenheit

Als Menschen erfahren wir die Welt um uns herum und reagieren darauf. Wo du gerade bist, was du gerade machst und was um dich herum geschieht – das alles kannst du wahrnehmen. Der Körper ist das Instrument, mit dem wir die Realität begreifen. Unser Nervensystem übermittelt uns, was um uns herum und was in unserem Inneren vor sich geht.


Trauma entsteht, wenn wir eine für uns bedrohliche Erfahrung machen, die wir nicht vollständig verarbeiten können. Wenn etwas passiert, was uns plötzlich überrumpelt oder von großer Heftigkeit ist, dann können wir einen Teil dieser Erfahrung nicht verarbeiten. Die nicht erlebte und nicht verarbeitete Vergangenheit „bleibt stecken“ und wird zu einer Belastung, die wir ab diesem Moment mit uns herumtragen.

Trauma bedeutet, dass wir weniger Raum haben, die Gegenwart wahrzunehmen, weil wir so viel unverdaute Vergangenheit mit uns herumschleppen. Wir spüren daher ganz oft die unerlöste bedrohliche Vergangenheit und leiden darunter, auch wenn wir nicht mehr in derselben Situation sind. Kleine alltägliche Herausforderungen rufen heftige Reaktionen hervor. Der Körper gerät in den Alarmzustand, wir erleben Zustände von Verzweiflung, Überreizungen im Nervensystem und finden erst nach langer Zeit und großer Anstrengung in die Ruhe zurück.

Unser Körper hat ein wundervoll ausgeklügeltes Schutzsystem, mit dem er unser Überleben sichern möchte. Unser Körper hat auch die Gabe, bei Bedrohung und Gefahr in den Alarmzustand umzuschalten. Dieser Überlebensmodus ermöglicht uns blitzschnelles Handeln und kann uns dabei helfen, zu überleben.

Wenn wir traumatische Erfahrungen machen, dann bleibt der Körper manchmal im Alarmzustand hängen. Die Situation ist längst vorüber, doch innerlich schrillen noch immer die Alarmglocken. Der Körper reagiert noch immer auf etwas, was längst vergangen ist. Der Alarmzustand ist sehr anstrengend für unseren Körper. Wir sind nicht dafür geschaffen, dauerhaft im Alarmzustand zu verharren. Wenn der Alarmzustand über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt, dann leiden wir darunter:

  • Wir sind ständig überreizt
  • Wir sind ständig überfordert
  • Wir leben in Angst und Anspannung
  • Unsere Emotionen fahren Achterbahn
  • Wir erleben tiefe Erschöpfungszustände
  • Wir verlieren die Freude am Leben

Lass das Morgenlicht herein!

Ich finde es wundervoll mitzuerleben, wie traumatische Dynamiken, die uns über Jahrzehnte hinweg belastet und eingeschränkt haben, langsam zu schmelzen beginnen. Selbst die dunkelsten Erfahrungen die wir gemacht haben, heilen können.

Es ist an der Zeit, die Vergangenheit abzustreifen – und die Weichen für eine neue lichtvolle Zukunft zu stellen.


Trauma ist das versteckte Leid unserer Zeit


Wer beginnt sich mit Trauma zu beschäftigen, sieht es auf einmal überall. Hier sind ein paar Beispiele für die Auswirkung von Trauma auf unser Leben:


Der Fahrradunfall und die verspannten Schultern


Wenn ein Kind voller Freude mit dem Rad fährt und plötzlich stürzt, kann es sein, dass der Verlust des Gleichgewichts und das plötzliche Hereinprasseln von körperlichem Schmerz, zu viel ist. Ein Unfall kann sich anfühlen wie eine Welle von Bedrohung, die wir gar nicht sehen oder fühlen können – denn unser Körper hat schon in den Überlebensmodus versetzt. Die Eindrücke, die wir haben, kommen aus weiter Ferne, wie aus einem dichten Nebel. Manchmal sind es auch die wohlmeinenden hektischen Helfer, die uns nicht ermöglichen, in die Gegenwart und in den Körper zurückzukehren.

Plötzliche Stürze und Unfälle können traumatisch sein und uns ein Leben lang begleiten. Bestimmte Muskeln, die sich kurz vor dem Sturz bemüht haben, uns wieder ins Gleichgewicht zu bringen, können in einer dauerhaften Anspannung stecken bleiben. Unsere Bewegungsfreude kann erlöschen, weil unser Körper befürchtet, dass jede neue Bewegung wieder zu einem Sturz führen wird.

Manche Menschen wundern sich, dass sie sich steif und unsicher in ihrem Körper fühlen und zu häufigem Stolpern oder Stürzen neigen. Sie ahnen nicht, dass sie in einer Trauma-Dynamik stecken. Erst wenn wir den Gefühlen und Körperwahrnehmungen, die mit dem Sturz im Zusammenhang stehen, in aller Ruhe begegnen und diese vollständig verdaut werden, kann die Bewegungsfreude zurückkehren und sich ein neues Empfinden von Sicherheit entwickeln.


Das weinende Baby und die Schlafstörungen


Es gab leider über einen längeren Zeitraum hinweg die These, dass man Kinder „verweichlicht“, wenn man sie zu oft im Arm trägt und hochnimmt, wenn sie schreien. Viele Eltern haben sich – mit den besten Absichten – dazu gezwungen, ihre Babys schreien zu lassen. Wenn nach einer halben Stunde Dauerschreien das Baby in einen erschöpften Zustand der Inneren Erstarrung fiel, dann dachten die Eltern: „Es hat funktioniert! Unser Baby ist selbständig eingeschlafen.“

Doch so lernen wir keinen heilsamen Schlaf, sondern das Baby erfährt, dass es durch eine unendliche Hölle von bedrohlicher Einsamkeit gehen muss, dass niemand kommt und hilft – und es dann schlussendlich einen stressigen Schlafzustand fällt, der nicht nährend und geborgen ist.

Als Erwachsene wissen wir oft gar nicht, dass wir als Baby solche traumatischen Erfahrungen gemacht haben. Wir bemerken, dass wir nicht gut einschlafen können, werden vorm Schlafengehen unruhig und manchmal kurz vor dem Einschlafen plötzlich aufschrecken und Herzrasen oder Panik erleben. Wenn wir die frühkindliche traumatische Erfahrung behutsam auflösen und dem Baby ermöglichen, den Weg in den heilsamen geborgenen Schlaf zu finden, dann können wir als Erwachsene erst erleben, wie sich heilsamer Schlaf anfühlt.


Bindungstrauma und Verlustängste


Wenn wir in der frühen Kindheit erleben, dass eine wichtige Bindungsperson plötzlich nicht mehr da war, kann das eine tiefe traumatische Wunde in uns hinterlassen. Je nachdem wie jung wir waren, hatten wir noch keine Möglichkeit zu verstehen, was da eigentlich geschieht. Wir wurden plötzlich mit einem tiefen Schmerz konfrontiert, den wir alleine nicht verarbeiten konnten.

Die Kapazität von einem Baby, intensive Gefühle alleine zu verarbeiten, ist winzig klein. Wenn niemand da war, der unseren Schmerz mitfühlend wahrnehmen konnte, wenn niemand da war, der das kleine Baby geduldig halten konnte, dann kann es sein, dass wir innerlich erstarrt sind, um dem Schmerz auszuweichen.

Als Erwachsene kann es sein, dass wir in der Beziehung zu Menschen, die uns nahe stehen, immer wieder einmal tiefe Verlustängste und ein großes Bedürfnis nach Kontrolle erfahren. Es ist der nicht erlöste traumatische Bindungsverlust aus der frühen Kindheit, der uns in einer Endlosschleife immer wieder begegnet, bis wir dieser unerlösten Vergangenheit behutsam begegnen und sie verarbeiten.

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